Mit dem Motorrad in den Frühling
Endlich Frühling! So mancher Motorradfahrer kann es kaum erwarten, sich auf seine Maschine zu schwingen und die ersten Touren zu unternehmen. Doch so schön es ist, in flotten Kurven Schräglagen zu fahren: Eine gründliche Vorbereitung vor den ersten Kilometern nach der Winterpause trägt wesentlich zu einer sicheren und sturzfreien Motorradsaison bei. Die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH gibt Tipps.
1. Wiedersehen mit dem Motorrad: Nach den Wintermonaten zunächst ein kurzer Rundgang um die Maschine zur Sichtkontrolle – deuten Flüssigkeitsspuren auf undichte Stellen hin? Wirkt die Kette sehr trocken? Ist Flugrost an den Bremsscheiben zu sehen? Eine Sitzprobe zeigt, ob sich alle Griffe und Hebel leichtgängig bewegen lassen. Gleichzeitig stärkt diese erste Begegnung noch einmal die Vertrautheit zwischen Mensch und Maschine.
2. Reifen und mehr: Jetzt ein Blick auf die Reifen. Der Luftdruck sollte den Herstellerangaben entsprechen – bitte prüfen. Wichtig ist auch die Profiltiefe. Der Gesetzgeber schreibt mindestens 1,6 Millimeter vor. Die GTÜ empfiehlt aus Sicherheitsgründen mindestens vier Millimeter. Haben die Reifen Risse, poröse Stellen oder Beulen? Wann wurden sie zuletzt gewechselt? Das Herstellungsdatum lässt sich an der Reifenflanke anhand der DOT-Nummer ablesen. Auch wenn die Profiltiefe der Reifen noch eine lange Lebensdauer verspricht: UV-Strahlen und Witterungseinflüsse lassen das Gummi altern. Zur eigenen Sicherheit empfiehlt die GTÜ, alle fünf bis sechs Jahre neue Reifen zu kaufen.
3. Flüssigkeiten: Motoröl, Kühlmittel und Bremsflüssigkeit müssen den richtigen Füllstand haben. Wird die meist gut sichtbare Markierung am Behälter oder Messstab unterschritten, sollte nicht einfach schnell nachgefüllt werden. Der gewissenhafte Motorradfahrer geht der Ursache für den niedrigen Füllstand auf den Grund.
4. Start: Viele Motorradfahrer bauen die Batterie über den Winter aus und laden sie regelmäßig. Oder sie schließen sie von Herbst bis Frühjahr an spezielle Ladegeräte zur Spannungserhaltung an. In der Regel springt das Motorrad dann gut an. Bis die Einspritzpumpe oder der Vergaser genügend Kraftstoff angesaugt haben, können einige Sekunden vergehen. Läuft der Motor nach kurzer Zeit „rund“ und hat sich eventuell vorhandener blauer Qualm am Auspuff verzogen, kann die erste Fahrt beginnen.
5. Beleuchtung: Ein gründlicher Check der Beleuchtungsanlage sollte erst erfolgen, wenn die Maschine läuft. Sonst besteht die Gefahr, dass die Batterie nicht mehr genügend Energie hat, um den Motor zu starten. Funktionierende Scheinwerfer, Blinker und Bremslichter sind für die Sichtbarkeit im Straßenverkehr unerlässlich – besonders bei Motorrädern. Defekte Leuchtmittel sollten umgehend ausgetauscht oder repariert werden.
6. Schutzkleidung: Neben der Technik spielt die persönliche Schutzausrüstung eine entscheidende Rolle. Handschuhe, eine Motorradjacke mit Protektoren sowie feste Schuhe oder Stiefel gehören zur Grundausstattung. Besonders wichtig ist die Sichtbarkeit des Fahrers. Helle und reflektierende Kleidung trägt dazu bei, von anderen Verkehrsteilnehmern besser wahrgenommen zu werden. Die GTÜ rät zudem zum Tragen einer Warnweste: Sie erhöht die Sichtbarkeit bei jeder Witterung. Und sie gilt heute – im Gegensatz zu früher – sogar als cooles Accessoire. Die Warnweste ist die perfekte Ergänzung zu einer aktiven und aufmerksamen Fahrweise, um sich vor Unfällen zu schützen.
7. Aktuelle Trends: Auch wenn die Schutzkleidung noch gut in Schuss ist, wenn man sie aus dem Schrank holt, schauen sicherheitsbewusste Motorradfahrer auf die neuesten Entwicklungen. Zum Beispiel auf Jacken mit integriertem Airbag, der den Oberkörper bei einem Sturz zusätzlich schützt. Neu entwickelte Protektorenmaterialien sind flexibel, verhärten sich beim Aufprall und bieten zudem einen hohen Tragekomfort. Abriebfeste Textilien, die leichter und atmungsaktiver sind als das klassische Leder, sind seit einiger Zeit in der Szene verbreitet.
8. Helm: Am häufigsten werden bei Motorradunfällen Gliedmaßen verletzt. Der Kopf führt diese Statistik glücklicherweise nicht an. Der Helm erfüllt also seine Funktion. Damit der Kopf gut geschützt bleibt, sollte der Fahrer dem Helm regelmäßig Aufmerksamkeit schenken. Als Erstes gilt: Der Helm muss fest sitzen, ohne zu drücken. Er darf sich nicht leicht hin und her bewegen, wenn man den Kopf schüttelt. Außerdem muss er der aktuellen europäischen Sicherheitsnorm ECE 22.06 entsprechen. Helme aus Glasfaser oder Carbon sind leichter und bieten oft einen besseren Schutz als Polycarbonat-Modelle. Ein kratzfestes, beschlagfreies Visier und eine gute Belüftung sorgen für klare Sicht und ein angenehmes Klima während der Fahrt. Auch wenn der Helm noch gut aussieht und nie auf dem harten Boden aufgeschlagen ist, sollte er alle fünf bis sieben Jahre ausgetauscht werden. Denn die Materialien altern mit der Zeit und verlieren ihre Schutzwirkung.
9. Angenehmes Wetter: Bleibt noch eine Empfehlung der GTÜ: Motorradfahrer sollten die ersten Kilometer bei gutem Wetter und trockenen Straßen zurücklegen. Sinnvoll ist ein Tempo, das weit vom persönlichen Grenzbereich entfernt ist. So lässt sich das Gefühl für die Maschine wieder wecken. Wer dabei wieder Freude an der Beherrschung des Zweirads verspürt, kann diese steigern: mit einem Sicherheitstraining. Wer ein solches absolviert hat, sagt meist: Jetzt macht das Fahren noch mehr Spaß. Und hat gleichzeitig ein Plus an Sicherheit gewonnen.
Zusammenfassung:
Zum Start in die Motorradsaison gibt die GTÜ wichtige Sicherheitstipps für einen sicheren Wiedereinstieg nach der Winterpause. Dazu gehören:
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Technik-Check: Sichtprüfung auf Schäden, Kontrolle von Kette, Bremsscheiben, Reifen (inkl. Luftdruck und Profiltiefe), Flüssigkeitsständen sowie der Beleuchtung.
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Batterie und Start: Batteriepflege im Winter erleichtert den Start, ebenso ein funktionierender Motorlauf vor der ersten Fahrt.
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Schutzkleidung: Robuste, reflektierende Kleidung mit Protektoren und Warnweste erhöhen die Sicherheit. Neue Technologien wie Airbag-Jacken oder moderne Materialien bieten zusätzlichen Schutz.
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Helm: Der Helm muss gut sitzen, der aktuellen Sicherheitsnorm entsprechen und regelmäßig erneuert werden.
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Wetter und Fahrweise: Die ersten Fahrten sollten bei gutem Wetter und moderatem Tempo erfolgen. Ein Fahrsicherheitstraining wird empfohlen.
Die Vorbereitung steigert nicht nur die Sicherheit, sondern auch die Freude am Motorradfahren.